Gruppe 11 und Stuttgarter Gruppe/Schule
Ein bibliografischer Hinweis Reinhard Döhl
1954 mieteten die Stuttgarter Maler Günther C. Kirchberger, Georg Karl Pfahler, Hans Schreiner und Friedrich Sieber gemeinsam eine Lithografie-Werkstatt in der Olgastraße 70A. Zu ihnen gesellte sich kurze Zeit später der Architekt und Maler Atila Biro und kurzfristig auch der Grafiker Günter Schöllkopf. 1955 zog die Werkstatt in die Dillmannstraße 11 um. Im gleichen Jahr kam es zur Gründung der Gruppe 11, der nurmehr Atila Biro, Kirchberger, Pfahler und Sieber angehörten. Diese Gruppe 11 stellte 1957 gemeinsam in London, Brüssel, Rom und dann erstmals auch in Stuttgart in der Galerie Rauls aus. Eröffner der Ausstellung war Helmut Heißenbüttel, der seine Ausführungen mit dem Hinweis begann, es ginge nicht nur darum, diese Maler ganz allgemein vorzustellen, es käme vielmehr darauf an, sie in Stuttgart und für Stuttgart vorzustellen. Damit soll nicht irgendeiner Art von Lokalpatriotismus gedient werden, sondern es soll denjenigen, die sich für die Kunst unserer Zeit interessieren, gezeigt werden, wo hier, in unmittelbarer Nähe, lebendige Impulse gegeben werden. Es soll einer Meinung entgegengetreten werden, die allzu leicht geneigt ist, als repräsentativ für das Stuttgarter Kunstleben die Auktionen des Hauses Ketterer anzusehen. Ist Stuttgart konservativ? Wohl nicht mehr als andere westdeutsche Städte auch. Es muß jedoch gesagt werden, daß das öffentliche Echo, auf die Versuche, Neues und Unerprobtes vorzuweisen, immer wieder durch die Berichterstattung in höchst eigentümlicher Weise gedämpft wird. Dabei wird weniger etwas angegriffen, als vielmehr das, was versucht wird, mit achselzuckender Ignoranz übergangen und nicht zur Kenntnis genommen. Kurze Zeit später löste sich die Gruppe auf, Atila Biro lebte bereits in Paris, verlor aber zu Lebzeiten den Kontakt mit Kirchberger, Max Bense und mir nie ganz, wie eine Ausstellung in der Studien-Galerie der Universität Stuttgart und die in den letzten Jahren bis zu Atilas Tod 1985 ausschließlich von Bense und mir eröffneten Ausstellungen in Kornwestheim und Sindelfingen leicht belegen. Auch Sieber schied schon damals als Künstler aus der Galerie aus. Nach ihrem Umzug von der Rosenberg- in die Hohenheimer Straße firmierte die Galerie Rauls als Galerie Müller und vertrat im Bereich der Malerei jetzt nur noch Kirchberger und Pfahler. Kirchberger verließ die Galerie 1964, nachdem er an die Werkkunstschule in Krefeld berufen worden war. So daß Müller seine Galeriearbeit in der Folgezeit auf Pfahler und neu hinzugekommene Künstler konzentrierte, bevor er sie Mitte der 60er Jahre der amerikanischen Kunst öffnete. Hervorgehoben werden müssen die relativ engen Verbindungen zwischen einzelnen Künstlern der Gruppe 11 und der Stuttgarter Gruppe/Schule. So hat Heißenbüttel die erste und zugleich letzte Stuttgarter Ausstellung der Gruppe 11 eröffnet. Nach ihrer Auflösung waren es Publikationen, vor allem aber Ausstellungseröffnungen z.B. in der von Bense geleiteten Studien-Galerie (Atila) der Technischen Hochschule/dann Universität Stuttgart, später in der Galerie und Edition Hansjörg Mayer (Kirchberger, Sieber), seit den 70er Jahren in der Kornwestheimer Galerie Geiger (Atila, Kirchberger) und der Galerie der Stadt Sindelfingen (Atila, Kirchberger, Sieber), die bis in die 80er Jahre den Dialog zwischen den Künstlern der ehemaligen Gruppe 11 und der Stuttgarter Gruppe aufrecht erhielten. Bibliographie
6.2.1973 attila biro (Ungarn/Paris): Malerei. 9.12.1978 Atila. Ölbilder, Aquarelle, Serigrafien. Kornwestheim: Galerie Geiger 9.11.1985 Atila. Ölbilder, Aquarelle. Kornwestheim: Galerie Geiger Kataloge/Essays/Texte Der Maler Attila. In Ausstellungskatalog attila biro. malerei. Studiengalerie des Studium Generale der Universität Stuttgart 1973. [Nachdruck in: Max Bense. Das Auge Epikurs. 1979] Atilas Farben-Kosmos. In: Reinhard Döhl [Hrsg.]: Kunst Handwerk Kunst. Kornwestheim: Geiger o.J., S. 147-150 Entwürfe Atilas - der erste, zweite. dritte Entwurf / Esquisses pour Atila - Première, seconde et troisième esquisse. In: Atila. Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen 1958-1986. Kornwestheim: Geiger 1988, S. 6-13 Statement. In: Atila. Ein ungarischer Künstler zurück von Paris nach Stuttgart. Fernsehfilm des SDR, 23.3.1988
Reste eines Gesichts. Lithografien von G.K. Pfahler. Stuttgart: handpressendruck Klaus Burkhardt o.J. [1961] Kataloge/Essays/Texte Ich habe an Pfahler immer die Intensität bewundert... In: Katalog Georg Karl Pfahler. Stuttgart: Galerie Müller 1960, S. [2] Über Pfahler. In: Katalog Günter Fruhtrunk, Raimund Gierke, Georg Karl Pfahler. Hannover: Kestner-Gesellschaft 1969, S. 69
21.3.1959 Attila Biro, G.C. Kirchberger, Georg-Karl Pfahler, Friedrich Sieber. Stuttgart: Galerie Rauls Kataloge/Essays/Texte Eröffnungsrede von Helmut Heißenbüttel anläßlich der Ausstellung Attila Biro, G.C. Kirchberger, Georg-Karl Pfahler, Friedrich Sieber. Stuttgart: Galerie Rauls 1959 {Faltblatt] Kunst in Stuttgart? Skepsis und Aufforderung [1979]
Portrait G.C. Kirchberger. In Katalog G.C. Kirchberger. Stuttgart: Galerie Müller 1961
Addenda
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