Reinhard Döhl Die diesjährige Ausstellung Günther C. Kirchbergers versammelt die Skizzen der Ägyptenreisen und neue Zeichnungen zu den Ägypten-Serien. Ihr Schwergewicht liegt allerdings auf den Skizzen und bietet damit überraschenden Einblick in die Arbeit der letzten fünf Jahre. Der an Kunst Interessierte schätzt die Skizze als werkgenetisch wichtige Notiz, die nicht nur Phasen des künstlerischen Prozesses, sondern auch Modifikationen der ersten Bildidee ablesen läßt. Er sieht in ihr die gestalterische Idee des Künstlers unmittelbar und ohne Rücksicht auf Konvention und Geschmack späterer Betrachter ausgedrückt. In eine Skizze aus dem Jahre 1981 hat Günther C. Kirchberger eingeschrieben: 1. Tag Luxor: Luxor-Tempel Seit dem frühen Mittag ist Sandsturm. Offen ist der Himmel, offen die Erde, offen ist der Westen, offen der Osten Ramses II Sphinxallee Die Sonne ist wie Blei Alles ist grau und verschliffen. 2. ist dies die Tagebuchebene ("1.Tag Luxor / Seit dem frühen Mittag ist / Sandsturm / Die Sonne ist wie Blei / Alles ist grau und verschliffen"). Und schließlich und 3. ist dies die Zitatebene ("Offen ist der Himmel, offen die Erde / offen ist der Westen, offen der Osten!" Totenbuch, Spruch 130). Allerdings gilt im Falle Günther C. Kirchbergers durchaus nicht die Regel, daß der Skizze notwendigerweise die Zeichnung, das Bild folgen. Im Gegenteil belegt die Ausstellung für Günther C. Kirchbergers Ägyptenskizzen drei Grundtypen: 2. einen Skizzentypus, der visuelle Eindrücke bereits als Bild spontan abschließt, eine Lösung findet, der nichts weiter folgen könnte als ihre handwerklich konventionelle, im Grunde spannungsleere Durchführung, und 3. die Skizze a posteriori, der durchgestaltete Atelierzeichnungen vorausgehen, die derart das Durchgestaltete nachträglich in spontaner Notation noch einmal psychologisiert. Anders ausgedrückt tritt bei ihr an die Stelle der durchgeführten Zeichnung wieder die spontane Niederschrift, die Fragen stellt statt Antworten zu versuchen - ein Schritt der in den letzten beiden Jahren für die Werkentwicklung Günther C. Kirchbergers immer charakteristischer zu werden scheint, deutlich ablesbar auch den verwischten Konturen, den gestischen Kontern der durchgezeichneten "Ufer-" und "Kobra-Serie". |