Reinhard Döhl | Fußnote
zu den Bildern Günther C. Kirchbergers
Günther C. Kirchberger ist ein Maler, der es genau wissen will, auch als Zeichner und Grafiker. Nun ist es eine Erfahrenstatsache, daß man etwas, was man genau wissen will, von allen Seiten betrachten muß, und das sich dabei dieses Etwas, das man genau wissen will, bei derart genauer Betrachtung gerne der Hinsicht entzieht. So läßt sich erklären, daß in den letzten Jahren auf den Arbeiten Günther C. Kirchbergers zumeist etwas vorkommt, das zugleich zurückgenommen scheint, ungreifbar und unbegreifbar. Oben lastet auf Unten wie Himmel auf Erde, reduzierteste künstliche Landschaft, in die beschränkte Figuren eingetäuscht sind, unbegriffen vom Umraum und unbegreifbar für den Betrachter. Wie Himmel und Erde, Landschaft und Figur ist auch ihr Wechselverhältnis gegeben in einem ästhetischen Spiel der Täuschungen aus der Sicht des Malers und vor der Einsicht des Betrachters. Die Idee der Figur löst die Welt der Figur auf, die scheinbare Gegenstandswelt nimmt zugleich den angedeuteten Gegenstand zurück. Es ist ein gleichsam dialektisches Täuschungsmanöver mit Methode, ein Spiel mit der Idee von Figur in einer Idee von Umwelt, mit einer Idee von Landschaft um eine Idee von Figur, gespielt auf den Bildern und mit der Einsicht des Betrachters, ein Spiel mit künstlichen Ereignissen und ihrer Relativierung, gespielt bis zu und an jener Grenze, an der das intellektuell Zugängliche sich zugleich als nicht faßbar erweist, an der das Bekannte, das sich andeutet, als das Unbekannte erscheint, an der - so gesehen - letztlich Unbekanntes sichtbar wird.
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