reinhard döhl | ein siebenminutenroman für günther c kirchberger*)

hence there is no possible way of avoiding what i have spoken of, and if this is not believed by the people of whom you have spoken, then it is not possible to prevent the people of whom you have spoken so glibly. [gertrude stein] *) eine kurze vorbemerkung scheint nicht überflüssig: man spricht heute gerne vor allem bei mit=sprache=hergestellten sprachlichen gebilden von texten (auch um sie gegen die gebilder der hessekrolowundso abzugrenzen). in stuttgart interessiert und darüber=hinaus der sogenannten con=text, der seit ca 1915 bekannt - heute vor allem bestimmte materiale vorgänge der bildherstellung aber auch der betrachtung sprachlich annähernd fixieren soll. bei diesen versuchen ergab sich unter anderem als möglichkeit, einen context (in diesem fall zur serie 14 kirchbergers) als wenn=man=so=will abstrakte fabel wie eine automatische niederschrift im sinne gertrude steins aufzufassen und diese nun gewissen störungen (randomelementen) zu unterwerfen. als störung können dabei z.b. auftreten atom- oder elementarsätze (im wittgensteinschen sinne - wie 'die rose ist rot' - also individualvariable und prädikat) und ihre logischen verknüpfungen (und/wenn so/entweder oder/die negation undsoweiter), es kann ein über eine akustische quelle vermittelter wetterbericht sein oder sogar eine art fabel, bei der alle bedeutungsträger vorher eliminiert wurden, es können zahlenketten oder die bildtitel kirchbergers sein, die er entsprechend der fertigung einem heiligenkalender entnimmt: es könne also sowohl maschinell herstellbare wie augenblicks=zufällige texte als störungen auftreten. während dabei der vorgegebene context nur die eigenwelt der bildprozesse meint, lassen sich die störungen aber auch innerhalb des kontextes als eine aussage über eine angeblich beste der möglichen welten interpretieren. man spricht heute wie=gesagt=& unter gewissen voraussetzungen gerne von texten. es ist dabei nicht ungewöhlich, die spielregeln vorher bekannt zu geben, was wir glauben, hiermit getan zu haben.

stuttgart am 3 februar 1962 biagio und etwas beginnt rote rose blauer himmel fährt fort massen von farbe treten auf auf einander zu aufeinander die rose ist rot der himmel ist schwarz weiß rot zu rot auf rot eins zum andern der kanzler ist schwarz eins nach dem andern eins in eins spuren sind sichtbar spuren von schwarz tauchen aus dm hintergrund auf und lassen flächen erscheinen aber städte städte sind keine städte salons madame récamier mehr yves klein sagt er legt hand an da neben vor übermalt eins in eins tritt die rose den himmel ins kreuz übers kreuz geht etwas vor vor den angen vor auf der leinwand beginnt und passiert der kanzler den himmel was vorkommt so kann es geschehen kommt vor taucht aus dem hintergrund auf läßt flächen erscheinen in massen von farbe die vertuscht werden zusammentreten massen von farbe ziehen sich in sich selber zurück etwas geschieht wenn die rose rot ist ist der kanzler schwarz oder der himmel ist blau und der kanzler ist schwarz aber ein schwarzer kanzler passiert keinen blauen himmel es passiert auf der leinwand geht es vor bloße leinwand erscheint treibt massen von farbe vor sich her zusammen zu flächigen teilen werden farben vertuscht wenn die rechte die linke schieben sich flächige teile des bildes in und auf einander ineinander und stellen sich bloß anfangs bedeckt später wolkig keine niederschläge mittags temperaturen um zehn grad aber turner tobey & co. sagt er städte sind keine großstädte salons salons mehr der himmel stürzt ein kein kanzler stürzt ab schwarz und gerissen balkenförmige farbige streifen erscheinen am rande treiben bloßgelegte leinwand vor sich her treten ins blickfeld von rechts nach links nach rechts passiert der monochrome kanzler den himmel der blau ist yves klein sagt er die blau sind rot grün oder schwarze balken treten vom rande am rande ins bild und brechen nicht ab und verändern die lage die hoffnungslos aber nicht ernst und nachträglich eingeritzte zeichnungen zerstören die schwarzen formationen treten zurück zu gunsten von rot oder braun oder grün oder blau was vertuscht wird es gibt zwischenstufen entweder ist die rose rot oder der kanzler ist rot aber wenn er nicht rot ist ist er schwarz und der himmel stürzt ein schwarz und gerissen das ist er auch kein ende wird schön sagt er rot blitzt in rot auf schwarz in grün in blau und so weiter geschieht das am rande schiebt jeder jedem den schwarzen peter zu hin zu darüber darüber hinaus hinüber die fläche die leinwand der heilige lappen konradins knappe von moskau nach rhöndorf zurück in der höhe fortschritt nach schritt hinter schritt die sprache der jecken ne jroße erfolch schwarz passiert rot passiert schwarz was ursprünglich nicht da war aber da ist und zukommt gehn wir wir können nicht warum nicht wir warten spricht die frau mama der papa perce agnese v sposalizio e purificazione die heiligen formeln romualdo = agata + 2 guiliana roh wer fürchtet sich vorm schwarzen mann und bilder sind gemalt und werden eingestrichen und übermalt weil sie nicht gelten was ursprünglich nicht da ist gehn wir wir können nicht warum nicht wir warten auf nawasschon el para die magd den hirten den kanzler den knappen den schildknapp den ludwig den frommen o fallada der du hangest zwischen bonn und gomorra treten spuren auf die das bild beeinträchtigen auftauchen aber unlöschbar sind treten reste hervor mit den teilen eines bildes zusammen treten spuren der zerstörung in farben mit farben zusammen durch sie hindurch bezeichnen sie massen von farben oder farbige flächen oder flächige farben werden vertuscht mit huschhuschbonnselabimbam näßt sich so durch die nässen sich durch und durchausbewegungen die unterbrochen werden und bewegungen der handdienichtzögert zögert die unterbrochen werden der rechten wasdielinketutbewegungen die achwiegutdaßniemandweißbewegungen das spiel mit dem apfel spieglein spieglein an der wand und rot passiert schwarz oder grün oder blau dabei passiert es tritt ein etwas vorhergesehenes tritt ein verknüpft sich wenn alles im kreis ums goldene kalb sich im sande verläuft passiert es einer ihr von da aus der.......und ein mit und hinein.......der nichts als und.......in ihrer zu ihrer und sie um.......die sie das in die.......auf den an.......und in zwei.......das den zum.......und wenn er.......dann es aus mit.......wie sie die mit übers.......der.......nun bin ich so alt wie der westerwald und hab nicht gesehen daß jemand.......und darüber.......und wie er.......auf einmal eine von.......die das.......es auf den.......und mit fort....... fehlende teile wurden von der zensur gestrichen die spuren der mauer wir melden uns nach kurzer pause mit eigenem programm wieder aber zeit haben ist mehr als zeit haben und zeit haben ist mehr als keine zeit haben und keine zeit haben ist mehr als keine zeit haben und keine zeit haben wenn zeit zeit hat oder zeit zeit ist und keine zeit hat yves klein sagt er turner tobey & co. sagt er aber städte städte sind keine städte salons salons madame récamier mehr wenn dies oder jenes passiert und geschieht etwas auslöst das passiert die schwarze rose den roten kanzler die schrift das papier die kreide die mauer die mauerkreide die kreidet die ankreidet schwarz schwarz passiert blau verläuft sich in massen von farbe die sich bewegen lassen die rot braun grün blau schwarz sind zu flächigen farben und farbigen flächen unterbrochen ununterbrochen die sich bezeichnen lassen wenn spuren autauchen 50 75 120 180 270 480 720 und so fort durch die flächigen formationen hindurchtreten wenn etwas über die fläche hindurch geht was vertuscht wird schmutzig ist grau die rose ist rot der kanzler ist schwarz wenn der himmel blau ist ist der kanzler alt und entweder ist das jetzt so oder der kanzler ist dann aber auch gewiß auch das ist er das da das ist es das ist er der abschuß der totale abschuß lieber tot als rot die schmutzspur die schmutzig wo etwas vertuscht wird am schmutzrand der randschmutz die schmutzspur die schmutzige bombe endlich endlich auch hier.

[geschrieben 3.2.1962 im atelier günther c. kirchbergers; statt einer ausstellungseröffnung mit einer *vorbemerkung" vorgetragen am 12.4.1962 in der kellergalerie darmstadt; druck in: abschnitte, jg 2, 1962, h. 3, s. 4, prosa zum beispiel. wiesbaden: limes 1965, s. 66-69.]